Der April wird von mir jedes Jahr sehnlichst erwartet. Denn das ist die Zeit des Waldmeisters! So ging es mir bei meinem kürzlich unternommenen Waldspaziergang: Ich stand auf einer Lichtung und war umgeben von einem ganzen Feld von Waldmeisterpflänzchen. Durch seine Präsenz schenkt er mir einen kleinen Ausflug in meine Kindheit: Waldmeisterbrause, Waldmeisterpudding und Waldmeisterbowle standen bei mir hoch im Kurs.
Wenn man ältere Menschen fragt, kommen noch ganz andere Erinnerungen zum Vorschein! So z. B. die früher verwendeten Namen Herzfreude, Maiblume, Sternleberkraut oder Waldmutterkraut.
Der Name Herzfreude hat es mir besonders angetan. So begab ich mich auf die Suche nach dem Ursprung des Namens und wurde schon bald fündig: Das im Waldmeister zu großen Teilen enthaltene Cumarin stärkt das Herz! Dieses Cumarin ist übrigens auch für den Geruch bzw. Geschmack des Waldmeisters verantwortlich: in welkem oder getrockneten Zustand der Pflanze wird dieses Substanz freigesetzt.
Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass man in früheren Zeiten die Betten von Gebärenden und Wöchnerinnen mit verschiedenen Kräutern ausgestopft hat, unter anderem eben mit Waldmeister. So hat man Mutter und Kind gleich einen guten Start ins neue Leben mitgegeben! Waldmeister ist zudem bekannt für seine beruhigende und krampflösende Wirkung und ein bewährtes Heilmittel bei Leber- und Gallenleiden. Hier lässt sich der Ursprung des Namens Sternleberkraut erahnen. Für Heilzwecke wird übrigens ausschließlich das blühende Kraut gesammelt.
Eine Maiblume ist er – wie nicht schwer zu erraten – weil seine Blütezeit im Mai liegt. In diesem Monat werden dann auch die Blüten für die Waldmeisterbowle gesammelt.
Interessant ist allerdings, dass der Waldmeister in den letzten Jahrhunderten eine Geschlechtsumwandlung vollzogen hat. Das einstmals geschätzte und bekannte Waldmutterkraut wurde mit einem neuen Namen versehen. Doch gibt der Ursprungsname viel deutlicher den Einsatzbereich und Hauptwirkung dieses Krautes wieder! Ich würde mir wünschen, dass sich Frauen und Mütter wieder vermehrt dieses alte Wissen und Wirkung des Waldmutterkrauts zunutze machen.
Mit einem kleinen Spaziergang durch unsere Wälder – den Kräutern als Wegbegleiter – wird uns Ruhe, Frieden und Besinnlichkeit geschenkt. Und sollte Dir der Waldmeister begegnen, verwöhnt er Dich mit seiner beruhigenden Art und sein Duft legt sich wie Balsam um Dein Herz. Danke!