Entgiftend - der Wiesen-Kerbel

Wenig andere Kräuter wecken so viel Widersprüche wie der Wiesen-Kerbel. Begibt man sich auf die Reise durch Berichte in Büchern oder anderen Medien wird eines sofort klar: dies ist keine gewöhnliche Pflanze!

 

Der Kerbel ist uns allen als Küchengewürz bekannt. Schaut man jedoch etwas genauer in die Geschichtsbücher, treten interessante Informationen zutage. So berichtet z. B. Hildegard von Bingen von der äußerlichen Anwendung des Kerbels bei Geschwüren und Hauterkrankungen. Jedoch tauge er nicht als Küchengewürz oder Speise!

In der spätmittelalterlichen Klosterheilkunde findet sich der Kerbel in Teeform jedoch zur Kurierung von Leberleiden, Nierensteinen sowie Verdauungsbeschwerden. Und die Volksheilkunde kennt ihn als blutreinigend.

 

Ich habe auf einer Website selbst eine Eintragung entdeckt, in welcher der Wiesen-Kerbel als giftig deklariert wurde. Dies widerspricht meiner mehrjährigen Erfahrung mit dieser Pflanze. Die einzige Erklärung für solch' eine Beobachtung könnte sein, dass zu viel Kerbel in zu kurzer Zeit gegessen wurde. Hier greift jedoch eine generelle Regel: wild wachsende Pflanzen besitzen noch in hohem Maße Stoffe, welche bei Überdosierung z. B. stark entgiftend wirken können. Durchfall, Übelkeit, Kopfschmerzen und Schwindel kann dies zur Folge haben. Ein vernünftiger und maßvoller Umgang mit essbaren Wildkräutern ist keinesfalls schädlich. Achtung allerdings bei Schwangerschaft - hier sollte der Kerbel allgemein eher gemieden werden!

 

Für mich ist der Wiesen-Kerbel ein ausgezeichnetes Kraut, um eine Frühjahrskur zu starten. Die Bitterstoffe regen Niere, Leber und Galle sowie die Verdauung an. Der Körper entschlackt und ist somit startklar für das beginnende Jahr. Ab April bis Juli ist diese schöne, mehrjährige Pflanze zu sehen.

Bei Bauern wiederum ist er nicht sehr beliebt, da er als wertlose Futterpflanze gilt, die sich auch noch stark auf Nutzflächen vermehrt. Dies liegt jedoch daran, dass der Wiesen-Kerbel stickstoffreichen Boden liebt, der oft durch starke Düngung entsteht. Manche bekämpfen ihn sogar mit Chemie.

Dabei lässt sich der Kerbel nicht nur als Heilkraut sondern auch in der Küche gut verwenden. Der wildgewachsene Kerbel, der Wiesen-Kerbel, schmeckt etwas herber als sein Verwandter aus dem Garten. Sein Geschmack ist eine Mischung aus Möhre und Petersilie. Er lässt sich gut in Salaten, Quark und Wildkräutersuppen integrieren. Selbst die Wurzel ist essbar.

 

Einen kleinen Wermutstropfen gibt es jedoch: der giftige Gefleckte Schierling ähnelt dem Wiesen-Kerbel zum Verwechseln. Jedoch hat der Gefleckte Schierling rötliche Flecken am unteren Teil des Stängels. Dieser ist sehr glatt und rund. Der Stängel des Wiesenkerbels ist hingegen behaart und weist Rillen auf.

 

In manchen Jahren wächst der Wiesen-Kerbel besonders üppig. Ich frage mich dann immer, ob er uns dann auf etwas aufmerksam machen möchte: wäre es mal wieder an der Zeit den Körper (und auch Geist und Seele) zu entgiften? Oder müssen die Böden aufgrund von Überdüngung geschont werden?

Meine Erfahrung ist, dass uns die Natur als Spiegel dienen kann: gehen wir bewusst, liebevoll und sorgsam mit uns selbst um, geben wir damit einen wichtigen Impuls an Mutter Natur und unsere Umwelt.

Vom Mikrokosmos zum Makrokosmos, das lehrte auch Hildegard von Bingen: Wir sind Teil von allem, und indem wir gut für uns sorgen, tragen wir auch gleichzeitig zum Positiven Geschehen in der Welt bei!