Zugegeben habe ich mir etwas Zeit gelassen, um dieser großartigen Pflanze gerecht zu werden - dem Lavendel! Dabei waren wir zu Beginn überhaupt nicht so nahe und vertraut wie es heute der Fall ist. Als Kind war mir der Duft (ich nannte es Gestank…;-)) zuwider und ich flüchtete, sobald Freunde oder Bekannte - Lavendel als Parfum nutzend - den Raum betraten. Auch die beliebten Lavendel-Duftsäckchen in Schränken ließen mir die Nackenhaare hochstehen und sofort Reißaus nehmen.
Im Nachhinein, mit vielen Jahren Abstand betrachtet, muss ich immer wieder über meine Reaktion von damals schmunzeln. Es braucht eben alles seine Zeit. Und in den letzten Jahren habe ich gerade diese Pflanze schätzen und lieben gelernt! Lavendel kommt vom lateinischen ‚lavare‘ und bedeutet waschen, reinigen. In den vorangegangenen 20 Jahren habe ich mich des öfteren einer gründlichen Reinigung unterzogen, und damit meine ich vor allem der emotionalen, psychischen sowie spirituellen Reinigung. Dass ich mittlerweile den Geruch des Lavendels liebe und schätze könnte man als Zufall bezeichnen - aber ich glaube nicht an Zufälle. Ich denke, es hat einfach seine Zeit gebraucht, um mich dieser Pflanze zu öffnen. Und so finde ich es besonders schön, dass der Lavendel zur Arzneipflanze des Jahres 2020 gekürt wurde!
Ich hatte erwähnt, dass ich gerade in den letzten Jahren den Lavendel als besonders wertvoll empfunden habe: für meinen eigenen Bedarf hatte ich vor allem meine Lieblingspflanzen, wie z. B. Gänseblümchen, Wegerich, Veilchen, Brennnessel, Weide und Gundermann, als ständige Begleiter in meiner Notfallapotheke. Mit dem Erscheinen meiner Kinder haben sich jedoch die Einsatzgebiete mehr in Richtung Erkältungskrankheiten, Schlafprobleme und Wundversorgung verschoben. Die erste Salbe, die ich deshalb für meine Kinder kreierte, war der ‚Winterdienst‘. Die Erkältungssalbe beinhaltet außer Wegerich und Gundermann das Ätherische Lavendelöl, welches die Atemwege frei macht und für einen ruhigen Schlaf sorgt - das Beste also, um schnell wieder gesund zu werden! Auch meine Wundsalbe mit Ringelblumen beinhaltet das Ätherische Lavendelöl, da es desinfizierend wirkt und zugleich die Wundheilung fördert.
Mittlerweile nutze ich Lavendel auch immer öfter für mich selbst. So bin ich vor einigen Tagen barfuß auf einen Zweig der Robinie getreten und habe mir eine ihrer wehrhaften Dornen direkt in die Ferse getrieben. Eine direkte Wegerichblatt-Auflage hat bereits Linderung gebracht. Abends nahm ich dann ein Fußbad, in welches ich einen Tee aus Wegerichblättern, Lavendelblüten, Gänseblümchen und Gundermannkraut goss. Bereits dieses erste Bad hat für eine deutliche Linderung und Beruhigung der Wunde gesorgt. Am nächsten Abend habe ich dies wiederholt und am dritten Morgen bin ich ohne Schmerzen oder Druckgefühl frisch in den Tag gestartet.
Den Namen Balsamkraut kann ich also dem Lavendel durchaus attestieren! Nervenkräutel, Hirnkraut und Waschblume sind weitere Attribute, die ich sofort bestätigen kann! Bereits ein Tropfen Lavendelöl an den Schläfen oder die Nase über das Fläschchen halten und eine tiefe Entspannung und Ruhe breitet sich aus - bei mir sofort sichtbar am breiten Grinsen, welches sich über mein Gesicht zieht.
Lavendel ist natürlich für viele andere Befindlichkeiten ein wunderbares Heilmittel. Am besten ist es, ihn individuell für sich auszuprobieren und eigene Erfahrungen zu machen. Ob als Ätherisches Öl, als Salatbeigabe (in kleinen Mengen) oder in der Teemischung - sein intensiver und doch zugleich schmeichelnder Duft verwöhnt Körper und Seele.
Wenn wir auch einen etwas holprigen Start hatten, jetzt ist unsere Freundschaft umso inniger und herzlicher! Herzensreiche Momente wünsche ich auch Ihnen mit unserer wundervollen und reichen Pflanzenwelt!