Es gibt Phasen im Leben, in denen mir Pflanzen öfters begegnen. Mal ist es ein Artikel in einer Fachzeitschrift, mal fällt der Name in einem Gespräch. Und am Jahresbeginn wurde er zur Arzneipflanze des Jahres 2022 gewählt. Mittlerweile fühle ich eine Faszination und Neugierde um diese Heilpflanze. Deshalb ist es für mich nun an der Zeit den Mönchspfeffer genauer in Augenschein zu nehmen - und ich möchte Dich gerne auf meine Entdeckungsreise mitnehmen.
Allein der Name ist schon eine genaue Betrachtung wert: Mönchspfeffer! Die Früchte dieses Heilkrauts aus dem Mittelmeerraum ähneln dem Pfeffer. Mönche und Nonnen konnten die scharf schmeckenden Samen als Gewürz für ihre Speisen verwenden, welche den willkommenen Nebeneffekt aufwiesen, dass sie die sexuelle Lust minderten.
Noch heute wird in Italien aus symbolischen Gründen in manchen Orden die Wege, auf denen Novizen ins Kloster einziehen, mit Blüten des ‚Keuschlamms‘ bestreut, wie der Mönchspfeffer im Volksmund ebenfalls genannt wird.
In neuerer Zeit ist der Mönchspfeffer vor allem in der Frauenheilkunde gebräuchlich, da er bei Zyklusstörungen, prämenstruellen Beschwerden und Unfruchtbarkeit infolge von Gelbkörpermangel bereits erfolgreich verwendet wurde. Auch in der Homöopathie wird er dementsprechend eingesetzt.
Naturheilkundlich werden bei dieser Pflanze tatsächlich ausschließlich die Früchte verwendet, was in der Familie der Lippenblütler eher die Ausnahme ist, kommen doch bei Salbei, Lavendel & Co. vor allem Blätter oder Blüten in Einsatz.
Ich habe die Früchte probiert und stelle außer der Schärfe auch einen leicht bitteren und herben Geschmack fest. Dieser Hinweis auf Gerbstoffe erklärt auch den heilkundlichen Einsatz des Mönchspfeffers bei Magen-Darm-Beschwerden sowie Hauterkrankungen.
Außerdem wirkt der Mönchspfeffer bei mir ausgesprochen beruhigend und harmonisierend; es ist, also ob er mich behutsam in meine Mitte trägt, mich dort behutsam ablegt und sagt: hier bleibst Du nun einfach für eine Zeit und genießt dein Sein.
Immer wieder stelle ich fest, das Pflanzen uns kleine Auszeiten schenken, uns aus dem turbulenten Alltag innehalten lassen, uns die Kraft, Frieden und Freude geben, einfach nur so, ohne Vorbehalte oder Verpflichtungen - ein Geschenk der bedingungslosen Liebe.