Wer kennt sie nicht, die Augenbraue der Venus? Vielen ist diese Bezeichnung ein Begriff und sofort huscht ein Schmunzeln über die Lippen.
Aber was sagt dies über die Schafgarbe aus?
Venus ist in der römischen Mythologie die Göttin der Liebe und der Schönheit. Als schön empfinden wir oft das, was klaren Strukturen und einem harmonischen Erscheinungsbild nahekommt. Dies trifft auf die Schafgarbe absolut zu: ihre filigran gefiederten Blätter sind ebenmäßig und harmonisch geformt.
Ihre Blüten können strahlend weiß, rosa- oder auch lilafarben leuchten, eine wahre Augenweide. Genau so stellt man sich die Göttin, welche für Liebe und Schönheit steht, vor.
Interessant wird es dann, wenn man sich weiterer Sinnesorgane bedient: die Blätter riechen durch Reiben nur leicht aromatisch, die Blüten geben ebenso nur einen leichten Duft ab. Traut man sich allerdings, die Blätter bzw. Blüten zu essen, eröffnen sich ganz neue Aspekte: die Schafgarbe explodiert geradezu in einer Aromenvielfalt, welche man ihr so nicht zugetraut hätte. Vor allem die Blüten schmecken ausgesprochen intensiv und geben sofort ein Warnsignal ab, nämlich nicht zu viel davon zu essen.
Dies hat ein Bekannter von mir einmal am eigenen Leib erfahren dürfen: er wollte zeigen, wie ‚hart‘ er im Nehmen ist und aß gleich zwei Handvoll Schafgarbenblüten. Nach 15 Minuten wurde ihm schlecht und er bekam Bauchschmerzen… Wie sagte meine Mutter so schön: alles in Maßen! ;-) Für mich war interessant, dass ich die Schafgarbe als probates Mittel bei Verdauungsproblemen und Übelkeit kenne.
Hier zeigt sich, dass Heilpflanzen - im Übermaß genossen - genau dies auslösen können, welches sie im Normalfall eigentlich kurieren.
A propos kurieren: die Schafgarbe hat den Ruf, eine ausgezeichnete Frauenpflanze zu sein! Sie kann eingesetzt werden bei Menstruations- und Wechseljahresbeschwerden, starken Blutungen, Eierstockentzündungen, wunden Brustwarzen und Kopfschmerzen. Daher wohl auch das alte Sprichwort: ‚Schafgarb‘ im Leib tut gut jedem Weib’!
Auch die Natur freut sich, wenn die Schafgarbe dort vorhanden ist: sie kann z. B. die Bodenqualität übersäuerter Weiden entscheidend verbessern. Sie gehört zusammen mit Brennnessel und Löwenzahn zu den Bodenheilern, denn sie wirkt regenerierend und aufbauend!
Die 'Garbe' im Namen dieses Heilkrautes hat übrigens nichts mit der Korngarbe zu tun, sondern kommt vom althochdeutschen 'garvan', das 'heilen' bedeutet. Der Name heißt also übersetzt Schafheilkraut.
Gerade jetzt im Frühling eignen sich ihre jungen Blätter für Salate, Eintöpfe und Brotaufstriche. Die Blätter sind noch zart und geben eine angenehme Würze für diese Speisen.
Seit dem Jahr 2000 wird durch den Bund deutscher Staudengärtner im Zentralverband Gartenbau die Staude des Jahres ausgerufen. Die Staude des Jahres 2021 heißt Schafgarbe!
Sie hat diesen Titel absolut verdient, ist sie nicht nur ein ausgezeichnetes Heil- und Nahrungskraut, auch die Bienen und Schwebfliegen lieben ihre wunderschönen Blüten und verweilen gerne bei ihr. Wie schön, sie unter uns zu wissen!