Wer kennt das nicht: im Frühjahr die ersten wärmenden Sonnenstrahlen genießen und sich an dem zurück gekehrten Grün des jungen Jahres erfreuen? Umso erstaunlicher ist es, dass - während andere Pflanzen noch vorsichtig die Winterkälte abschütteln - ein Kräutlein bald die ersten Blütenknospen treibt und in flächendeckenden gelben Blütenteppichen zu sehen sein wird!
Scharbockskraut nennt sich diese starke Frühlingspflanze, und sie schenkt uns mit ihren jungen Blättern einen wahren Vitamin-C-Cocktail. Ein paar dieser Blättchen im Salat oder im Smoothie genossen verschaffen einen guten Start in die kommenden Wochen und beugt der Frühjahrsmüdigkeit vor.
Es ist ratsam, bereits im Februar und Anfang März nach diesem Kraut Ausschau zu halten, denn es beginnt bereits Mitte/Ende März zu blühen. Die chemische Zusammensetzung der Pflanze verändert sich dann und damit steigt der Giftgehalt in den Blättern an. Das Scharbockskraut gehört nämlich zur Familie der Hahnenfußgewächse, welche größtenteils Giftstoffe wie Anemonin und Protoanemonin enthalten.
Diese Stoffe kommen vor allem dann zum Tragen, wenn die Kräuter in größerem Maße eingenommen werden. Ich selbst habe bisher regelmäßig einige dieser Blätter oder Blüten direkt gegessen und keine Nebenwirkungen festgestellt.
Ich werde immer wieder gefragt, warum ich auch die Blüten esse, die seien doch giftig! Ja, wie bereits oben erwähnt nehmen die Giftstoffe der Pflanze im Lauf der Zeit zu. Aber das Scharbockskraut ist auch zu Beginn seines Erscheinens bereits 'giftig' - nicht sehr, aber dennoch... Warum sollte ich es dann nicht in den darauffolgenden Wochen ebenfalls essen? Ich nehme einfach viel weniger und merke, dass es mir gut bekommt.
Allgemein ist jedoch für Menschen Vorsicht geboten, welche einen empfindlichen Magen bzw. Darm besitzen. Hier kann es bei Überdosierung zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall kommen. Auch Schwangere sollten das Scharbockskraut meiden.
Ganz unkompliziert ist jedoch das Scharbockskraut in getrocknetem Zustand. Hier gilt die gleiche Regel wie bei den anderen Hahnenfußgewächsen: das Anemonin bzw. Protoanemonin verliert beim Trocknen sowohl für Mensch als auch Tier seine Giftigkeit. So wird diese Pflanze als Tee gerne zur Blutreinigung sowie bei Hautproblemen eingesetzt.
Woher der Name Scharbockskraut kommt lässt sich leicht erklären. Scharbock ist die ehemalige Bezeichnung für Skorbut. An dieser Vitaminmangelkrankheit hatten früher unter anderem Seefahrer zu leiden. Der Skorbut war gefürchtet, denn er galt oft als Haupt-Todesursache auf den Schiffen. So wird von Überfahrten berichtet, bei denen über die Hälfte der Seefahrer unterwegs an Skorbut starben. Manche Seefahrer tranken deshalb einen Sud an Fichtennadeln, welche ebenfalls einen hohen Vitamin-C-Gehalt aufweisen.
Auf dem Land griff man hingegen zum altbewährten Skorbutkraut sowie zur Brennnessel, welche ebenfalls viel Vitamin-C enthält und konnte somit einem Vitaminmangel vorbeugen.
Was liegt also näher, als unseren Speiseplan im Frühjahr mit ein paar Blättern des jungen, nicht blühenden Scharbockskrautes anzureichern, um unserem Körper einen guten und kraftvollen Start in den Frühling zu bescheren.