Die Schlehe ist eine alte Heilpflanze, besonders die Blüten und Früchte fanden bereits bei griechischen und römischen Gelehrten vor rund 2000 Jahren als Heilmittel Anwendung.
Auch in mittelalterlichen Kräuterbüchern ist der Schlehdorn in zahlreichen Aufschrieben vertreten, u. a. bei Hildegard von Bingen. Sie beschreibt den Schlehdorn als gute Heilpflanze bei Gicht, Krebs, Verdauungsstörungen und bei Magenproblemen. Bei innerlicher Einnahme wurden die Pflanzenteile erwärmt und z. B. mit Gewürzen und Wein vermengt eingenommen.
In den nachfolgenden Jahrhunderten verschwand jedoch allmählich der Schlehdorn aus den Aufzeichnung. Paracelsus nutzte ihn noch wegen seiner zusammenziehenden Eigenschaften, auch Pfarrer Kneipp wusste einen Tee aus Schlehenblüten als wirksames und harmloses Abführmittel zu schätzen.
Heute ist der Schlehdorn vor allen Dingen in der Volksheilkunde präsent: die Früchte enthalten viel Vitamine und Mineralstoffe und werden deshalb gerne bei Erkältungskrankheiten verwendet. Aber auch zur Stärkung des Magens, den Stoffwechsel und das Herz unterstützend sowie bei Kopf- und Nervenschmerzen kann der Schlehdorn hilfreich sein.
Der Schwarzdorn, wie der Schlehdorn auch genannt wird, ist traditionell schon sehr lange mit uns verbunden: In der keltischen Mythologie galt die Schlehe als Wohnstätte der Feen. Man durfte keinen Zweig abbrechen, sonst würden die Feen sich dafür rächen. Bei den Iren war der Schlehdorn als „Mutter der Wälder“ bekannt. Die dunklen Äste standen für die dunkle Göttin, die weißen Blüten im Frühjahr als Symbol für die weiße Frühlingsgöttin.
Wir kennen diese Betrachtungsweise vom Holunder, der mit seinen weißen Blüten und dunklen Früchten ebenfalls für Geburt und Tod - den Zyklus des Lebens - steht. Es finden sich in der Literatur verschiedener Schriftsteller auch immer wieder Hinweise, dass der Schlehdorn ebenfalls diese Balance zwischen Leben und Tod symbolisierte.
Im Volksglaube war der Schlehdorn auch ein Strauch für Weissagungen: bei gehäuftem Auftreten von Schlehenfrüchten stand ein strenger Winter bevor!
Die Schlehenfrüchte reifen ab etwa September. Die schwarzbläulichen Früchte mit grünem, saurem Fleisch werden zumeist erst nach dem ersten Frost geerntet. Durch die Frosteinwirkung (Naturfrost oder Tiefkühlkälte) wird ein Teil der bitter schmeckenden und adstringierend wirkenden Gerbstoffe in den Früchten enzymatisch abgebaut. Ein vollständiger Abbau der Gerbstoffe ist allerdings unerwünscht, da sie wesentlich zum Geschmack von Schlehenprodukte beitragen. Ob Saft, Obstwein, Marmelade oder Mus: die Schlehenfrüchte lassen sich vielfältig in der Küche verwenden.
Der Schlehdorn hat eine ausgesprochen starke vegetative Kraft - wenn auch langsam wachsend - und wird auch Wurzelkriechpionier genannt: die weit reichenden Wurzeln bilden junge Triebe (sogenannte Schößlinge), aus denen weitere Triebe entwachsen. So entstehen die bekannten Schlehendornhecken, welche zum einen Böden vor Erosion schützen und gleichzeitig Säugetieren und Vögeln einen guten Schutz bieten. Er zählt deshalb zu eine der wichtigsten Wildsträuchern für Tiere. Er liebt sonnige Hügel und trockene, lichte Laubwälder mit kalkhaltigem, tiefgründigem Boden.
Früher umpflanzte man gerne Weiden und Höfe mit Schlehenhecken: Dem dornenreichen Gehölz wurde auch eine starke Schutzwirkung gegen Hexen zugeschrieben.
Ich schaue mir immer gerne das Erscheinungsbild, die Einzigartigkeit und besondere Merkmale von Pflanzen an und überlege mir, was dieses Gewächs an Botschaft für uns bereit hält. Für mich lehrt der Schlehdorn Achtsamkeit, denn man muss sich ihm mit Vorsicht nähern, wenn man nicht von seinen Dornen gepiekst werden möchte. Und er lehrt uns Grenzen zu respektieren, und ggfs. auch andere auf unsere Grenzen hinzuweisen.
Vielleicht hast Du beim nächsten Spaziergang die Möglichkeit, einem Schlehdorn zu begegnen und Dich in seine Welt zu begeben: eine Welt des Schutzes und der Achtsamkeit, der Feen und Naturgeister, eine Welt von Tag und Nacht: möge Dir der Schlehdorn Gleichgewicht in Deinem Leben schenken!