Wahrscheinlich ist sie Dir auch schon begegnet, die Taubnessel?!
Sie ähnelt mit ihren gezähnten Blättern der Brennnessel, besitzt jedoch nicht deren Brennhaare und ist somit für uns unproblematisch anzufassen - deshalb wird sie auch Taubnessel genannt; die Nessel, die nicht sticht bzw. brennt. Spätestens bei den Blüten erkennt man deutlich den Unterschied zur Brennnessel, denn die Taubnessel präsentiert ihre Blüten in schön, leuchtenden Farben - entweder in purpurrot, goldgelb oder leuchtendem Weiß.
Auch bei der Familienzugehörigkeit gehen sie getrennte Wege: die Brennnessel gehört zu den Brennnesselgewächsen, die Taubnessel zu den Lippenblütlern. An der Taubnessel erfreuen sich besonders die Insekten, daher auch ihr volkstümlicher Name 'Bienensaug'.
Der botanische Name Lamium leitet sich von der Gestalt der Blüte ab: Lamium vom Griechischen 'lamos' bedeutet Schlund oder Rachen.
Die winterharte Taubnessel ist in ganz Europa verbreitet und wächst bevorzugt an Weg- und Wiesenrändern, in Gräben, an Hecken und auf Schuttplätzen.
Diese anspruchslose Pflanze wird gerne unterschätzt. Dabei ist sie aufgrund ihrer entzündungshemmenden Wirkung sogar wissenschaftlich anerkannt. Die Volksmedizin bedient sich ihrer aufgrund der schleimlösenden Kräfte bei Atemwegserkrankungen.
Und in der Frauenheilkunde wird sie gerne bei Weißfluss, Menstruations- und Wechseljahresbeschwerden eingesetzt. Hier nimmt man die Blüten in Form von Tee und Spülungen. Die abgekochte Pflanze hilft äußerlich bei Hautschwellungen, Krampfadern, Beulen und Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut.
Bemerkenswert ist, dass die Taubnessel in antiken und mittelalterlichen Kräuterbüchern kaum Erwähnung findet. Allerdings wurde ich bei Maria Treben fündig: sie beschreibt die umfangreiche Heilwirkung sowohl der Weißen als auch der Gelben Taubnessel: sie verwendete das blühende Kraut, also Blüten und Blätter, in Form von Tee, als Umschlag oder als Sitzbad. Zu den oben genannten Einsatzgebieten kamen bei ihr die Verwendung der Taubnessel bei Nieren- und Blasenerkrankungen, Hautproblemen, Schlafstörungen und Verdauungsbeschwerden hinzu.
Die Taubnessel wurde im Volksmund auch als Zauberkraut bezeichnet. Wenn man die ausführlichen Aufschriebe Maria Trebens anschaut verwundert dies nicht.
Vielleicht sind über diese Pflanze viele Überlieferungen und Informationen verloren gegangen. Eine schöne Möglichkeit, die Taubnessel wieder mehr ins Bewusstsein und in unseren Alltag zurückzuholen.
Wer also das nächste Mal der Taubnessel auf einem Spaziergang begegnet nimmt sich vielleicht ein paar Blättchen und Blüten mit und probiert mal einen Tee. Wer weiß, was sie für wundersame Heilkräfte entfaltet.
Und irgendwann kommt dann beim einen oder anderen die Erkenntnis: Ja, diese Pflanze ist wirklich ein Zauberkraut!