Wegerich - das Kraut der Persephone

Der Wegerich ist eine meiner Lieblingspflanzen: ich liebe seinen Geschmack, seine festen Blätter und die ungewöhnliche Erscheinung seiner Blüte, die beinahe an eine Getreide-Ähre erinnert. Seit Anfang April konnte ich bereits von den ersten kleinen Blättchen naschen, und mittlerweile ist er zu einer stolzen, erwachsenen Pflanze herangewachsen. Als Heilpflanze verwende ich ihn für Salben, Tee und Säfte.

 

Vor zwei Wochen habe ich wieder einen Ölauszug angesetzt, wie jedes Jahr! Dieser Ölauszug ist eine meiner meist genutzten Essenzen, denn die ganze Familie kann die heilende und beruhigende Wirkung des Wegerichs gebrauchen: mein Sohn für blaue Flecken (vom Fußballspielen), meine Tochter für weiche Fußsohlen, mein Freund für trockene Haut und ich bei den immer wieder vorkommenden Schnitten, Stichen und sonstigen Verletzungen bei der Gartenarbeit.

 

Vor kurzem hatte ich eine schöne Geschichte aus der griechischen Mythologie über den Wegerich entdeckt, die ich gerne mit Dir teilen möchte:

Als junge Maid spielte Persephone, Tochter Demeters (Göttin der Fruchtbarkeit der Erde, des Getreides und der Saat), einst fröhlich auf einer Blumenwiese. Plötzlich sprach der Totengott Pluto aus einer Erdspalte hervor und riss sie mit kräftigem Arm in die Unterwelt hinab. Dort machte er sie zu seiner Frau und zur Herrscherin über die Toten. Mit ihrem Verschwinden verschwand aber auch das Grün der Wiesen, Wälder und Felder, es wurde Winter auf Erden.

 

In ihrem Zorn ließ Demeter, ihre Mutter, die Fruchtbarkeit versiegen und alle Wesen, selbst die Götter, trauerten um das schöne Mädchen. Gottvater Zeus beschloss, den klugen Götterboten Hermes, Kenner aller Wege, in die Unterwelt zu entsenden, um Persephone wieder herauf zu holen.

 

Pluto ließ sie tatsächlich gehen. Denn er wusste, dass sie jedes Jahr für einige Monate in die Unterwelt zurückkehren musste, weil sie von den Samen gegessen hatte - ihr Wesen war nun an die im dunklen Schoß der Erde schlummernden Samen gebunden. Der Wegerich wird auch "Kraut der Persephone" genannt.

Denn er wächst vor allem an und auf den Wegen. Die Germanen nannten ihn "Den Fürst der Wege", da er nach ihrem Glauben die Menschen in das Totenreich geleitet.

Dass Persephone wieder aus dem Totenreich zurückgekehrt ist zeigen die vielen, neuen, zarten Blättchen des Wegerich, wie sie sich jedes Jahr aufs Neue mit aller Kraft aus dem Boden schieben und auf die ersten wärmenden Sonnenstrahlen warten.

 

Ich finde diese Geschichte besonders berührend, denn sie zeigt einen immerwährenden Kreislauf allen Seins - und unsere wundervollen Heilpflanzen begleiten uns auf diesem Wege!